Geschichten, Humoresken, Skizzen aus Tirol
Professor Dr. Stefan Ott, profunder Kenner des Greinz´schen Lebenswerks, schreibt in seiner Einführung zu „Allerhand Leut´“, dass die Erzählung das ureigenste Schaffensgebiet des Dichters war. Tatsächlich ist hier sein Bestes und Urwüchsigstes, Bleibendes entstanden. In den Dorf- und Kleinstadtgeschichten erleben wir den eigenwilligsten Greinz, der sein Tiroler Volk in farbenfroher Fülle zeichnet: vom armen Bergbäuerlein bis zum Unterinntaler Großbauern, von Holzknechten, Sennen und Sommerfrischlern, Viehhändlern und -doktoren, gemütlichen Pfarrherren und ihren Häuserinnen, Jungfern und Junggesellen. Sie alle tragen urige Namen, die auf ihr Äußeres, ihr Tun und ihren Charakter einstimmen: Granaten Wast, Kruzituifel Sepp, Pecher Hias, Schmierber Ferdl, Stoanklopfer Josele.
Weit über hundert, teils auch ernstere Erzählungen hat Greinz im Laufe seines Lebens geschrieben. Im Archiv sind sie alphabethisch aufgelistet und innerhalb dieser Ordnung in der zeitlichen Folge ihrer Veröffentlichung erfasst, von Manuskripten über Tiposkripte bis hin zum letzten Abdruck. Eingeheftet sind auch die dazu gehörenden Materialien, Verträge, Besprechungen und Korrespondenzen, welche den Veröffentlichungen voran gingen und ihnen folgten.
Zuerst erschienen die kürzeren Erzählungen meist in Zeitungen, Almanachen, Kalendern usw. Bei diesen Medien waren sie in späteren Jahren auch als Zweit- und Nachdrucke gefragt. Viele der Greinz´schen Geschichten wurden in Sammelwerke deutscher Novellistik übernommen. Ab etwa 1900 hat Greinz seine Erzählungen selbst in Sammelbänden erfasst, die überwiegend im L. Staackmann Verlag, Leipzig, erschienen sind. Alle heute vergriffenen, in vielen Bibliotheken aber vorhandenen, ev. noch antiquarisch erhältlichen Bücher stehen in der zeitlichen Reihenfolge ihres Erscheinens in der Bibliothek. Auf ausschließlich Greinz´sche Erzählungen begrenzt wurden über zwanzig Titel gedruckt:
Tiroler Leut´, Berggeschichten und Skizzen (1892)
Aus´m Landl, Humoresken aus den Bergen (1893)
Alleweil kreuzfidel, Humoresken aus den Tiroler Bergen (1896)
Über Berg und Tal, ernste und heitere Geschichten aus Tirol (1898)
Das goldene Kegelspiel, neue Tiroler Geschichten (1904)
Im Herrgottswinkel, lustige Tiroler Geschichten (1905)
Bergbauern, lustige Tiroler Geschichten (1906)
Aus ´m heiligen Landl, lustige Tiroler Geschichten (1908)
Auf der Sonnseit´n, lustige Tiroler Geschichten (1911)
Tiroler Bergluft, lustige Tiroler Geschichten (1912)
Unterm roten Adler, lustige Tiroler Geschichten (1913)
Die Schellenkappe, lustige Historien (1914)
Die kleine Welt, Tiroler Dorfgeschichten (1915)
Rund um den Kirchturm, lustige Tiroler Geschichten (1916)
Krähwinkel, lustige Kleinstadtgeschichten (1918)
Bergheimat (1918)
Die Pforten der Ewigkeit, Legenden (1920)
Der Bratelgeiger (1925)
Tiroler Leut´, lustige Geschichten (1926)
Über Berg und Tal, lustige Tiroler Geschichten (1927)
Versunkene Zeit, romantische Liebesgeschichten aus Tirol (1929)
Das fröhliche Dorf, lustige Tiroler Geschichten (1932)
Tiroler Geschichtenbuch (1942)
Allerhand Leut´, ausgewählte Tiroler Geschichten (1946)
Hinter der Ofenbank, heitere Tiroler Geschichten (1966)
Eine eigene Kategorie bilden die Greinz´schen Legenden, die der Dichter im Jahre 1920 als Sammelband unter dem Titel „Die Pforten der Ewigkeit“ herausgegeben hat.
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Im Jahre 1929 erschien eine Trilogie früherer Werke von Greinz unter dem Titel „Versunkene Zeit, romantische Liebesgeschichten aus Tirol (1929)“. Dort ist die Novelle „Susanne Rainsager“ enthalten, die vorher nicht in Buchform veröffentlicht worden war. Anderes galt für die beiden weiteren Werke: „Der „Herrenschreiber von Hall“ und „Die Rose von Altspaur“. Ersterer Novelle liegt als historischer Stoff der Tiroler Bauernaufstand von 1525 zugrunde. Sie handelt vom Leben des Tiroler Freiheitshelden Michael Gaißmaier, der als städtischer Ratsschreiber von Hall guten Einblick in das Zeitgeschehen hatte und den Aufstand angeführt hat. Das Werk erregte in Literaturkreisen einige Beachtung; u. a. hat Conrad Ferdinand Meyer dem jungen Greinz seine Anerkennung gezollt. Das Büchlein kam als hübscher Druck im Jahre 1895 in der Verlagsbuchhandlung Otto Galler, München, heraus.
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Im Jahr darauf (1896) ist im Verlag von Georg Heinrich Meyer, Leipzig, die sagenumwobene Erzählung über "Die Rose von Altspaur" heraus gekommen und hat gleichfalls einen wahren geschichtlichen Kern. Sie dürfte gleichfalls einen historischen Kern haben; jedenfalls hat es in Südtirol die Geschlechter der Herren von Spaur und derer von Ehrenburg gegeben. Berichtet wird über das Schicksal einer aus höherem Adel stammenden Frau, die an einen psychisch kranken Adeligen aus ebenfalls bedeutendem Hause verheiratet worden ist. Ihr übles Leben neben dem irrsinnigen Ritter sowie ihre Befreiung mit Hilfe eines sie liebenden Spielmanns ist spannend geschrieben.
"Von Innsbruck nach Kufstein. Eine Wanderung durch das Unterinntahl."
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart – Leipzig o.J.
Dieses großformatige, über 150 Seiten starke, reich bebilderte Werk fällt thematisch aus der Reihe aller anderen Bücher des Tiroler Schriftstellers. Mit seinen informativen Text-Beiträgen hatte Greinz wesentlichen Anteil an der etwa im Jahre 1910 erschienenen, längst vergriffenen Wanderung durch das damalige Unterinntal. Zu dem noch heute lesenswerte Buch über das untere Inntal lieferte Eduard Grützner die Zeichnungen und Ludwig Stirner steuerte die photographischen Aufnahmen bei. Soweit das Werk noch zugänglich ist, findet der heutige Leser darin viel Unbekanntes, Vergessenes, Untergegangenes. In diesem Sinne sind die beachtlichen künstlerischen Darstellungen und die Greinz´schen Aufzeichnungen ein wertvolles Dokument aus der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert.
„Allerhand Leut´“, ausgewählte Tiroler Geschichten (1946)
Aus Anlass des 80. Geburtstag brachte die Wagner´schen Univ. Buchdruckerei posthum im Jahre 1946 eine dreibändige Gedächtnis-Ausgabe von Werken des Tiroler Schriftstellers Rudolf Greinz heraus. Als erster Band erschien unter dem Titel "Allerhand Leut'" eine Auswahl viel gelesener Tiroler Geschichten. Vorangestellt ist eine Biographie des Dichters, verfasst von Professor Dr. Stefan Ott, dem Schwiegersohn von Greinz.
„Hinter der Ofenbank“
Zum 100. Geburtstag von Rudolf Greinz hat dessen Enkel, Dr. Georg Ott, im Jahre 1966 unter dem Titel „Hinter der Ofenbank“ einen Band heiterer Tiroler Geschichten zusammen getragen, die im Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, erschienen sind. In der einleitenden Biographie erinnert der Herausgeber an „Leben und Werk des Tiroler Dichters“. Am Ende des Buchs sind die von Greinz im wesentlichen bei L. Staackmann, Leipzig, erschienenen Romane, Geschichten- und Erzählbände verzeichnet.