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Selbstbiographisches

In einer getrennten Rubrik des Greinz-Archivs sind die selbstbiographischen Beiträge abgelegt, ebenfalls in der zeitlichen Reihenfolge ihres Erscheinens. Von der Kindheit handelt die „Dachbodenromantik“. Welche Erlebnisse Greinz in nächster Umgebung seines Geburtsorts Pradl hatte, beschreibt er in seinem Beitrag „Jugend in den Tiroler Bergen“: „Ich war mit meinen Eltern wiederholt im Innsbrucker Mittelgebirge in der Sommerfrische. In Aldrans, von wo man den weiten Blick über das Inntal genießt, einen Blick herunter auf Innsbruck …  Es ist ein eigenartiger Zufall, dass ich nun schon seit einigen Jahren einen Ansitz in Aldrans bezogen habe, den Ansitz Rosenegg. Ein altes Tiroler Herrenhaus mit schönem Garten.“

 

Anlässlich seines 50. Geburtstags sinniert Greinz in dem autobiographischen Beitrag „Warum ich Schriftteller wurde“, erschienen im Börsenblatt des Dt. Buchhandels, redaktioneller Teil, Nr. 185 vom 11.8.1916: „Ich glaube aus Freude an den Menschen, aus dem innersten Drang, Menschen zu beobachten und zu schildern.“

 

Zu seinem 60. Geburtstag haben verschiedene Zeitungen (vgl. dazu M.- F.- Korrespondenz, Halle, 3. Jg. Nr. 732 vom 11. August 1926) den selbstbiografischen Beitrag „Wurzeln meines Schaffens“ veröffentlicht, worin Greinz u.a. schreibt: „Ich wurzle völlig im Boden der Heimat, was Stoffgebiet und Menschen betrifft.“

 

Weitere autobiographische Beiträge sind die folgenden Titel:

„Mein Vater“ in: Staackmann Almanach 1929, S. 83 ff mit einem Bild von Anton Greinz

„Mein erstes Autogramm“ in: Leipziger Neueste Nachrichten vom 22. Juni 1932

„Die Geschichte meines Stipendiums“, in:

„Mein Kritiker“

„Mein Selbstportrait“ in: Zeitschrift „Die Quelle“, 4. Jg., Nr. 1 vom 1. Okt. 1910, Seite 5

„Mein Musensitz Lanegg“,

„Nach fünfzig Jahren“

„Junges Schaffen“, Festschrift 50 Jahre L. Staackmann Verlag, Leipzig, 1869-1919, S. 124 ff

 

Als Greinz in späteren Jahren gefragt wurde, welches seiner Bücher ihm am liebsten sei, meinte er (der Original-Text ist im Museum von Schloss Tirol ausgestellt): „ … an jedem hänge ich in gleicher Weise“.

 

Selbstbiographische Zeugnisse geben auch die Sinn- und Wahlsprüche von Rudolf Greinz. Auf unten abgebildeten Fragebogen der Stadt Meran oder eines dortigen Gasthofs schreibt er am 19.1.1899 in die Rubrik Wahlspruch: „Ich mag ´s, Gott vermag ´s!“ und weiter: „Wir sind Mitarbeiter Gottes!“ Auf der Rückseite ergänzt er: „Als Motto über diese Selbstbekenntnisse in Rubriken scheint mir am besten ein Spruch des großen Schweizer Dichters Conrad Ferdinand Meyer zu passen: „Ich bin kein ausgeklügelt Buch, ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch.“ Diesen Spruch hat er wohl deshalb eingefügt, weil er C. F. Meyer hoch geschätzt hat; in jungen Jahren scheint Greinz von ihm gefördert worden zu sein.

Häufig signierte Greinz seine Bücher mit dem Spruch: „Des Dichters höchstes Ideal sei die Schönheit, seine heiligste Pflicht die Wahrheit und seine tiefste Liebe die Heimat.“ Gelegentlich hat er ähnlich formuliert: „Jede Heimatkunst muß eine Kunst der unmittelbaren Wahrheit sein.“ Auf anderer Ebene liegt: „Des Menschen treueste Gefährtin ist die Arbeit. Sie kommt immer zu ihm, so oft er sie ruft.“ In der Tat war Greinz ein sehr fleissiger Mensch, was der riesige Umfang an schriftlicher Arbeit, eingeschlossen die Korrespondenz, belegt.

 

Die „Selbstbekenntnisse“, wie Greinz auf der Rückseite des abgebildeten Fragebogens seine Antworten bezeichnet, lauten (die einzelnen Rubriken von links nach rechts):

 

Name und Stand: Rudolf Greinz, Schriftsteller.

 

Geburtsort, Jahr und Tag: Pradl bei Innsbruck, Tirol. 16. August, 1866

 

Aufenthalt und Datum: Meran, 19/1.1899.

 

Wohnort: Seit 9 Jahren durchschnittlich Meran, teilweise auf Reisen, im Sommer das Tiroler Gebirge. Mehrfach München.

 

Wahlspruch: Ich mag ´s, Gott vermag ´s! Wir sind Mitarbeiter Gottes! Paulus, Korinth. III. 9.  (= Korinther Briefe  …  Vers 9)

 

Kleine Leidenschaft: Nervöse Gereiztheit über unbedeutende Alltäglichkeiten.

 

Höchster Wunsch: Festigung des inneren Friedens.

 

Grösste Antipathie: Salbungsvolle Heuchler. Sentimentale Weiber. Aufdringliche Hohlköpfe beiderlei Geschlechts.

 

Lieblingsdichter, Schriftsteller oder Componist: Ovid, Plato, Homer, Marc Aurel. Goethe, Heine, Dickens, Gilm. C.F. Meyer, Keller, Storm, Hauptmann, Twain, Shakespeare, Moliére, Tolstoi, Smiles, Montegazza, Zola.

 

Lieblingsbuch: Die Briefe des Apostel Paulus

 

Lieblingsblume: Rote Nelken

 

Lieblingsgedicht: Hermann v. Gilm´s: „Der Jesuit.“ („Es geht ein finstres Wesen um, das nennt sich Jesuit - “

 

Lieblingsbeschäftigung: Stilles Nachdenken über selbst gefundene dichterische Motive, ohne das Bewusstsein, ihre Ausgestaltung jemals zu Paper bringen zu sollen.

 

Lieblingsfarbe: Das leuchtende Weiß des Schnees, weißer Rosen oder Magnolien, glänzender weißer Seide oder flaumigen weißen Gefieders.

 

Leibgericht: Tiroler Knödel. Wildbret. (Hase, Reh, Hirsch, Gemse). Garniertes Rindfleisch. Rostbeaf. Feine Kreme-Torten. Gefrorenes. Trauben. Pfirsiche.

 

Lieblingsgetränk: Champagner. Cognac. Starke Limonade. Rohe Milch mit Cognac. Echter Rheinwein oder Bordeaux.

 

Auf der Rückseite des Fragebogens hat Greinz ergänzend vermerkt:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Motto über diese Selbsterkenntnisse in Rubriken scheint mir am besten ein Spruch des großen Schweizer Dichters Conrad Ferdinand Meyer zu passen: „Ich bin kein ausgeklügelt Buch, ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch.“

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